TUMJA Alumnus Dr. Martin Rothbucher

im Gespräch mit Lucia Arens und Joshua Fehn

Martin Rothbucher ist Alumnus des Vorgängerprogramms der TUM: Junge Akademie, dem Programm Erfahrene Wege in die Forschung. Er hat an der TUM Berufspädagogik für Elektrotechnik und Mathematik studiert und im Anschluss am TUM Lehrstuhl für Datenverarbeitung promoviert. Aktuell ist Martin als COO Industries bei Kinexon tätig.

Lucia Arens studiert im Bachelor Mathematik an der TUM und ist Stipendiatin der TUMJA #class24. Mit ihrem Team PRISMatrix betreibt sie Ursachenforschung zum Rückgang der mathematischen Leistungen in der PISA-Studie 2022 und engagiert sich in der Taskforce Marketing.

Joshua Fehn studiert Wirtschaftsinformatik und Ingenieurwissenschaften im Bachelor. Als Stipendiat der TUMJA #class24 ist er Teil des Teams EfficiAID und engagiert sich in der Taskforce CAP. Seine Leidenschaft liegt darin, Technologie zu nutzen, um einen optimistischen Ausblick auf die Zukunft zu fördern.

Joshua: Hallo Martin, würdest du dich bitte kurz vorstellen?

Martin: Ich bin Martin Rothbucher, Alumnus der Jungen Akademie und mittlerweile COO Industries bei KINEXON, einer Firma, die Technologie herstellt und anwendet im sportlichen und industriellen Bereich. Dabei geht es um Bewegungsdaten und den Versuch, Informationen gewinnbringend herauszuziehen, zum Beispiel zur Automatisierung von Prozessen oder zum Verbessern der Produktion.

Lucia: Du hast zunächst eine Ausbildung im Bereich Kommunikationselektronik absolviert und danach Berufspädagogik für Elektrotechnik und Mathematik an der TUM studiert. Wie kam es dazu, dass du dich nach der Ausbildung entschlossen hast, zu studieren?

Martin: Während der Ausbildung habe ich Einblicke in ein mittelständisches Unternehmen erhalten und was die einzelnen Berufsgruppen ausmacht. Mich hat als Lehrling schon immer beeindruckt, was die Ingenieure in der Firma für Aufgaben haben. Ich musste dann aber erst nochmal auf die Schule gehen, um die Hochschulreife nachzuholen, weil ich ja nur den Realschulabschluss hatte. Danach habe ich mich für das Studium Lehramt an beruflichen Schulen entschieden, weil es ein toller Mix ist, das Elektrotechnische, das Ingenieurtechnische, das Mathematische und dann noch ein Teil Psychologie und Pädagogik, also Soft Skills.

Ich hatte das große Glück, ein Stipendium nach dem BayBFG zu bekommen, dem Bayerischen Begabtenförderungsgesetz. Während des Studiums wurde diese Gruppe dann einmal zusammengeholt von Professor Herrmann. Das war der Beginn des Vorgängerprogramms zur Jungen Akademie und hieß „Erfahrene Wege in die Forschung“ (EWF). Organisiert wurde es von dem Emeriti of Excellence Professor Paul Gerhard, gemeinsam mit der Boschstiftung. Diese exklusive TUM Studierendengruppe wurde im Quartalsrhythmus zu Firmenbesuchen und Diskussionsrunden eingeladen und durfte dadurch tolle Persönlichkeiten kennenlernen. Darüber hinaus haben die Fakultäten selbst monatliche Treffen mit emeritierten Professoren organisiert.

Nachdem das Lehramt damals keine eigene Fakultät hatte*, habe ich mich den Elektroingenieuren angeschlossen und war quasi im „Erfahrene Wege in die Forschung“ Programm für die Elektroingenieure. Das Programm war damals sehr stark begleitet von Professor Swoboda, Professor Antreich und anderen, die sich viel Zeit für uns Studierende genommen haben.

Lucia: Das heißt, durch deine Erfahrung bei dem Vorgängerprogramm bist du dann auch stärker in Kontakt mit der Elektrotechnik gekommen, in der du schließlich auch promoviert hast. Wie kam es zu dieser Entscheidung, nach dem Studium in die Promotion zu gehen?

Martin: Es waren tatsächlich die Diskussionsgruppen im Rahmen des EWF-Programms, bei denen es auch um die Fragestellung ging: Was ist nach dem Studium? Wirtschaft? Promotion? Ich war als Lehramtsstudierender schon ein Exot in dieser Gruppe. Aber ich war begeistert von den Möglichkeiten, was man in einer Promotionsrichtung tolles erleben, erforschen, erlernen kann. Zunächst gab es aber einen Dämpfer, weil ich durch meine Studienwahl erst einmal gar nicht die Möglichkeit hatte, direkt eine Promotion in der Elektrotechnik zu machen. Professor Swoboda konnte die Rahmenbedingungen mit den Prüfungskommissionen klären, so dass ich nach meinem Studium und nach einigen Kenntnisstandsprüfungen den Wissensstand eines Ingenieurs nachweisen durfte. Dadurch hatte ich dann auch formell die Voraussetzungen, um eine wissenschaftliche Tätigkeit in der Elektrotechnik fortzusetzen.

Mit Professor Klaus Diepold hatte ich einen ganz tollen Doktorvater am Lehrstuhl für Datenverarbeitung. In dieser Zeit habe ich super viel gelernt und habe die Freiheiten und die Mentorenschaft genossen, die Professor Diepold uns hat angedeihen lassen. So konnte ich letztendlich den Weg erfolgreich weitergehen.

Joshua: Hast du dabei das Pädagogische vermisst?

Martin: Komischerweise habe ich die ersten Jahre nach dem Studium in der Promotionsphase vermutlich mehr mit Lehre verbracht als die Lehramtsstudierenden, die ins Referendariat gegangen sind. Gerade in der Elektrotechnik hat man als Doktorand Forschungsprojekte oder Drittmittelprojekte, aber eben auch Vorlesungsbetreuung.

Da hatte ich das große Glück, dass die Vorlesung „Digitales Video“ zu betreuen war. Professor Diepold hat immer großen Wert auf den Kontakt mit Studierenden gelegt. Er hat eine sehr menschenzugewandte Persönlichkeit. Das hat sehr motiviert, tolle Vorlesungen mitzugestalten bzw. die Übungen oder die Tutorials dazu zu geben. Wir haben uns selbst die Basics erarbeitet, also Christian Keimel, der übrigens auch im Programm „Erfahrene Wege in die Forschung“ war, und ich. Nach und nach konnten wir dann unsere ganze Kreativität ausleben. Da konnte ich auch die pädagogischen und psychologischen Dinge aus meinem Studium einbringen. also zum Beispiel - Stichwort „Handlungsorientierung“. Wir konnten uns pädagogisch austoben und diese Freiheit empfinde ich als sehr großes Glück und profitiere immer noch von den damaligen Erfahrungen.

Lucia: Für das Modul „Digitales Video“ habt ihr dann ja auch den Dozentenpreis der Fachschaft Elektrotechnik und Informationstechnik erhalten. Hast du auch mal in Betracht gezogen, auch später, in die Lehre zu gehen?

Martin: Mir hat die Lehre richtig viel Spaß gemacht, die Interaktion mit jungen Leuten und das Austesten von neuen Möglichkeiten, Inhalte zu transportieren und handlungsorientierte Konzepte mit reinzubringen. Also nicht nur über mathematische Formeln zu reden, sondern auch mal eine 3D Kamera von Studierenden selber bauen zu lassen – mit handelsüblichen Kameras, entsprechenden Schienen und Hilfsmitteln und teilweise auch mit selbstgeschriebenen Algorithmen 3D Filme zu erzeugen. Das war einfach eine tolle kreative Spielwiese.

Zur Lehre gehört auch, dass man durch die Lehrveranstaltung Studierende für die Bachelorarbeit oder Masterarbeit gewinnen und für Projekte begeistern kann. Da konnten wir auch einfach mal coole Ideen umsetzen. Zudem durfte ich die Erfahrung machen: welcher Typ bin ich eigentlich und welche Arbeit geht mir leicht von der Hand? Was macht mir Spaß, was macht mir Freude? Ich bin keine Person, die sich alleine an einen Computer setzt und irgendein Programm runterschreibt. Es hat mir immer viel mehr Spaß gemacht, zusammen mit Studierenden, mit anderen Menschen Projekte zu erarbeiten, mit einem hohen kommunikativen Anteil.

Joshua: Dann passt ja COO eigentlich auch jetzt ganz gut, würde ich sagen.

Martin: Ja, es gibt keinen Alltag in einem jungen Unternehmen oder in einem Startup. Ich lerne selbst jeden Tag ungeheuer viel durch die neuen Dinge, die die Firma entwickelt. Dazu gehören auch die Erfahrungen, die man mit den teils sehr etablierten Kunden macht und die Rückmeldungen aus den verschiedenen Teams. Das hat natürlich mit ganz viel Kommunikation zu tun und ist sehr interaktiv. Gleichzeitig kamen ein paar andere Aufgaben dazu, die unternehmerischer sind. Das zu kombinieren, macht große Freude.

Joshua: War das auch noch mal ein Reiz, von der Uni und einer akademischen Laufbahn in die Wirtschaft zu wechseln, oder was war der Hintergrund?

Martin: Damals vor zehn Jahren war es in der Elektrotechnik völlig normal, dass man als Doktorand der Ingenieurwissenschaften in die Wirtschaft geht. Nur ein sehr geringer Teil ist unmittelbar im akademischen Umfeld geblieben, so dass das für mich der logische Schritt nach der Promotion war. Ich habe mir bis jetzt auch keine Gedanken darüber gemacht, in der Forschung zu bleiben. Mich hat es rausgezogen, muss ich sagen.

Lucia: Und dann bist du bei KINEXON gelandet. Kannst du kurz erklären, was ihr genau macht?

Martin: Also über Umwege, ich bin vorher erstmal bei einem Konzern gewesen, auch eine tolle Firma, ein toller Job. Aber mit Oliver Trinchera, der auch in der TUMJA war, bin ich immer in Kontakt geblieben, schon zu Lehrstuhlzeiten, immer in regelmäßiger Abstimmung. Zusammen mit Alex Hüttenbrink haben wir gemeinsam Studierende betreut, die die erste Technologie für KINEXON im Rahmen von Bachelor- und Masterarbeiten erforscht haben. Nach circa drei Jahren im Konzern kam der Anruf von Oliver mit einem tollen Projekt – zusammen mit BMW etwas sehr Revolutionäres durchzuziehen. Das hat mich sehr gereizt. Und obwohl ich mit meiner Familie 100 Kilometer weiter weg wohne, war ich inhaltlich davon überzeugt, in dieses junge Startup zu wechseln.

Die Firma KINEXON macht Sensortechnologie und Software. Man kann sich das so vorstellen: Wie GPS im Outdoor-Bereich kann die KINEXON-Technologie auch Indoor sehr genau Positionsdaten bestimmen, nochmal genauer als GPS. Man kann die Technologie nutzen, um im Sport beispielsweise Positionsdaten zur Belastungssteuerung oder für eine automatische Statistikerstellung zu erheben oder auch um Taktikanalysen vorzunehmen. Im Industriebereich, wenn man frei nach dem „Internet of Things“ weiß, wo die „Things“ sind, kann man die Dinge mit der KINEXON Software entsprechend automatisieren oder analysieren. Man kann dadurch verschiedene Effizienzen in Prozessen heben oder zum Beispiel die automatische Buchung von Lagerplätzen umsetzen. All das, wo man bisher oftmals sehr umständliche Vorgänge oder einen Menschen mit einem Scanner braucht, der hingeht und Lagerplätze bucht, das kann mit unseren Lösungen automatisch getan werden.

Joshua: Um wieder auf dich persönlich zurückzukommen: Es ist ein weiter Weg von der Realschule über die Ausbildung, dann das Fachabitur, Studium, Doktor und schließlich in die Wirtschaft. Wo kam da die Energie, die Motivation her? Was hat dich angetrieben?

Martin: Das kam nicht von außen. Ich glaube, es ist schon ein innerer Drang gewesen. Jeder Schritt hat irgendwie zum nächsten geführt. Ich habe das sicher nicht geplant, dass der Weg so gehen wird. Die Berufsausbildung habe ich gemacht, weil ich den Beruf erlernen wollte. Und vor der Berufsausbildung habe ich eine Schnupperlehre bei zwei, drei Firmen gemacht, um zu wissen, was ist die Richtung, was ist vielleicht auch die Firma, die mich interessiert?

In der Berufsausbildung kam die Neugier. Man ist mit Ingenieuren zusammen, und man kommt in der Berufsschule mit Berufsschülern anderer Firmen zusammen. Das duale Ausbildungssystem, das wir haben, ist wirklich herausragend. Und dann besteht ja die Möglichkeit, an der Berufsoberschule das Abitur nachzuholen. Meine Studienwahl war ein Studiengang, der zu meinen Interessen gepasst hat. Im Studium haben sich durch das Programm „Erfahrene Wege in die Forschung“ bzw. die TUMJA wieder neue Informationen ergeben, die mich neugierig gemacht haben. Neue Wege, über die ich vorher noch gar nicht nachgedacht habe. Aber dann muss man sich auch erst einmal entscheiden. Das ist nicht immer einfach gewesen, dass man sagt „Schnipp, und das ist es!“ Ich habe überlegt, soll ich jetzt das, soll ich dieses oder soll ich jenes machen? Die Motivation oder der Antrieb waren immer da, und zum jeweiligen Zeitpunkt haben sich Türen geöffnet, die ich nehmen wollte.

Joshua: Dazu gehört aber auch ein gewisser Mut.

Martin: Ja, das stimmt, aber so habe ich das gar nicht empfunden. Ich habe großes Glück gehabt, dass ich zum richtigen Zeitpunkt immer Leute um mich gehabt habe, wie Professor Swoboda oder Professor Diepold, die tolle Mentoren waren und die möglichen Türen aufgezeigt haben. Glück hatte ich auch, dass es dann möglich war, die Türen zu öffnen und durchzugehen. Und gerade nach der Promotion ist das industrielle Umfeld schier unendlich. Auch da sind es wieder die Interessen, die Neugier, die Möglichkeiten, die zählen. Viele haben mich gefragt: „Warum gehst du jetzt, mit Familie, mit einem sicheren, guten Job bei einem erfolgreichen Konzern in der Heimat, wieso gehst zu KINEXON nach München?“, welches zu diesem Zeitpunkt ein Startup mit 30 Leuten war. Und ich konnte es nicht erklären. Aber ich wollte es auch gar nicht erklären und rechtfertigen. Wenn es nicht funktioniert hätte, dann wäre es trotzdem eine wertvolle Erfahrung gewesen im Bereich IoT und Prozessautomatisierung. Es war ein Antrieb von innen und auch Glück, würde ich sagen.

Joshua: Hattest du Vorbilder, gab es Leute, die dich interessiert haben, die du spannend fandest, die dich in gewisser Art und Weise motiviert haben?

Martin: Ich glaube, bei jeder Station gab und gibt es tolle Menschen, auch in meinem jetzigen Umfeld. Angefangen bei tollen, fähigen, inspirierenden, jungen Leuten, Entwicklern, bis hin zum Management, von denen ich wirklich viel lernen kann. Professor Diepold ist sicher einer, den man herausheben muss. Auch beim Konzern, bei dem ich gearbeitet habe, gibt es beeindruckende Persönlichkeiten, mit denen ich nach wie vor in Verbindung stehe, von denen ich ganz viel gelernt habe und immer noch lerne.

Lucia: Wenn du auf deine vielfältigen Stationen und was du dabei gelernt hast zurückblickst, wie würdest du das in einem Satz zusammenfassen? Was wäre sozusagen dein Lebensmotto?

Martin: So richtig ein Lebensmotto habe ich nicht. Ich versuche zu dem Zeitpunkt, mit den gegebenen Möglichkeiten, das Optimale zu machen. In einem Startup zu arbeiten zeichnet sich dadurch aus, dass nie alle notwendigen Voraussetzungen etabliert sind, um Projekte für ein neues Produkt zu machen oder ähnliches. Ich versuche also die bestehenden Rahmenbedingungen als Chance zu nutzen, statt mit ihnen zu hadern. Um dann einfach ins Tun zu kommen.

Joshua: Abseits der Arbeit, hast du Hobbys zum Entspannen und um runterzukommen?

Martin: Ich wohne ja dort, wo andere Urlaub machen, im Chiemgau. Die Natur, Berge, Seen, Wandern, Radfahren, Familie, Schwimmen... das ist es, wo ich meine Energie aufladen und runterkommen kann. Aber gleichzeitig muss ich sagen, dass das Arbeitsumfeld sehr viel ausmacht. Man verbringt so viel Zeit im Arbeitsumfeld und wenn das passt, dann gibt das ja auch Energie. Es ist ja nicht so, dass Arbeit und Leben zwei verschiedene Dinge sind. Das eine schließt das andere nicht aus. Ich würde zum Beispiel nicht das ganze Jahr eine Arbeit machen wollen, die mir nicht gefällt, nur um dann drei Wochen Urlaub zu machen, um alles zu vergessen. Beides gehört letztendlich zusammen, es bereichert sich gegenseitig und beides ist ein Teil von mir.

Joshua: Das ist eigentlich der Optimalfall, würde ich sagen.

Martin: Also habe ich Glück gehabt. (lacht)

Joshua: Noch eine eher philosophische Frage: Aktuell leben wir in einer Zeit, in der es einige Krisen gibt. Vom Klima bis zur aktuellen Situation in der Ukraine, Israel und mehr. Was wäre eine Sache, bei der du dir wünschen würdest, dass es davon mehr gäbe? Etwas, wovon die Welt mehr bräuchte?

Martin: Das ist jetzt eine globalgalaktische Frage. Ich glaube, im Großen und im Kleinen ist es der gegenseitige Respekt. Dieser Respekt, die Achtung und Wertschätzung von anderen, egal in welcher Position oder Hierarchieebene, ist wichtig und man kann eigentlich von jedem etwas lernen.

Und wenn man jetzt vom kleinen Zwischenmenschlichen das Ganze ein bisschen größer treibt, dann könnte ich mir vorstellen, dass gegenseitiger Respekt, Achtung und Wertschätzung zuträglich wäre, damit verschiedene Konflikte erst gar nicht ausbrechen.

Joshua: Das respektvolle menschliche Miteinander.

Martin: Das ist eigentlich auch das, was die TUMJA ausmacht: In den Angeboten der TUM gibt es das CDTM oder die UnternehmerTUM, um die Technologie mit dem Business zu verbinden. Die TUMJA hingegen verbindet Technology und Society, also Technologie zusammen mit dem menschlichen Faktor. Das ist etwas, was ich sehr schön fände, wenn man das stärker etablieren könnte in der Gesellschaft. Deswegen finde ich das, was die TUMJA sich als Prinzip, als Kern erarbeitet und erhalten hat sehr gut – und dass tolle junge Leute daraus hervorgehen.

Joshua: Das Motto für die aktuelle #class24 ist „What makes us Human?“, das passt ganz gut dazu.

Lucia: Gibt es bestimmte Momente aus deiner Zeit in der TUMJA, an die du auch jetzt noch zurückdenkst?

Martin: Die Zeit im Programm „Erfahrene Wege in die Forschung“ hat, wie ich ja schon erzählt habe, meinen ganzen beruflichen Werdegang beeinflusst. Und in der TUMJA war ich dann als Doktorand sehr stark engagiert.

Joshua: Da hast du dich als Tutor engagiert.

Martin: Genau, bei zwei Gruppen: TUM Bikesharing und TUM Mitfahrer App. Die Erarbeitungsphase, bei der viele junge, fähige und motivierte Leute für die interdisziplinären Projekte zusammengekommen sind, war richtig cool. Und wenn man die Lebenswege dieser Leute ein bisschen weiterverfolgt, da sind ganz tolle Persönlichkeiten draus geworden. Das macht schon Freude, da konnte ich selber auch richtig viel lernen. Und wenn man dann in der Jahresveranstaltung die Gruppen, die Projekte und die Vorstellungen sieht, ist das ein unwahrscheinlich schöner Moment. Beeindruckend, was innerhalb von kurzer Zeit mit sehr einfachen Mitteln für tolle Ergebnisse rauskommen. Das sind die Highlights.

Natürlich sind da auch die Verbindungen, die Connections, die auch Jahre danach noch da sind. Es ist schon beeindruckend, was da währenddessen und auch danach noch an tollen Persönlichkeiten zusammenspielt. Was im Laufe meiner aktiven TUMJA-Zeit immer beeindruckend war, dass man richtige Koryphäen der Wissenschaft und Wirtschaft kennengelernt hat. Professor Färber, Professor Swoboda, Professor Antreich, Professor Gerhardt, Professor Hock, Professor Biebl und die ehemalige Direktorin Professorin Regine Keller... Mit diesen tollen Persönlichkeiten in einen Austausch zu kommen, das hat mich schon sehr beeindruckt.

Lucia: Wie hast du deine Rolle als Tutor wahrgenommen? War das erst mal eine Herausforderung oder hattest du da sowieso schon Erfahrung in der Lehre gesammelt?

Martin: Dadurch, dass ich am Lehrstuhl schon Vorlesungen begleitet und Bachelor- und Masterarbeiten betreut habe, hatte ich schon eine gewisse Erfahrung. Aber das Unterstützen von so einer interdisziplinären Gruppe hatte schon eine andere Facette und es war eine tolle Erfahrung. Das Interdisziplinäre hat noch mal eine andere Perspektive auf die ein oder anderen Projekte gegeben.

Joshua: Gab es damals eine Sache, die du den Leuten mitgegeben hast? Beziehungsweise was würdest du heute den Leuten, die aktuell bei der TUMJA dabei sind, mitgeben?

Martin: Die meisten Leute wissen gar nicht, wie gut sie sind. Da sind wir wohl sehr selbstkritisch, sehr vorsichtig. Ich glaube, es ist gut mutig zu sein, auf seine Fähigkeiten zu vertrauen, Entscheidungen zu treffen, die im Herzen richtig sind, auch gegen Widerstände. Das zu bestärken, dass man letztendlich alles mit dabeihat, was es braucht, um erfolgreich seinen Weg zu gehen. Wobei Erfolg natürlich kein Maß ist, das für jeden gleich ist. Es gibt ja verschiedenste Persönlichkeiten, die Erfolg anders wahrnehmen und interpretieren. Vielleicht ist es dieser individuelle, dieser persönliche Weg, den mit offenem Herzen, mit Mut und Freude zu gehen. Und die meisten setzen es tatsächlich auch erfolgreich um, wenn man rückblickend schaut. Das wäre mal ein schönes TUMJA Projekt: was ist denn aus den Alumni geworden? Da wird man wahrscheinlich überrascht sein, was man da für einen Querschnitt abbildet.

Joshua: Die TUMJA hat dieses Jahr zusammen mit dem Vorgängerprogramm ihr 20-jähriges Jubiläum. Gibt es eine Sache, die du dem Stipendienprogramm für die Zukunft wünschen würdest?

Martin: Ja, ich freue mich wahnsinnig, wie sich das entwickelt hat: Von einer Initiative mit sehr begeisterten, motivierten, fähigen Leuten, die dann gewachsen ist und sich als fester Bestandteil im TUM Umfeld institutionalisiert hat. Da gibt es super viele, vielfältige Programme und die Junge Akademie hat sich da etabliert. Deswegen wäre mein Wunsch: Weiter so!

Joshua: Eine abschließende Frage: Was würdest du dir persönlich für die Zukunft wünschen? Oder würdest du auch da sagen: Weiter so?

Martin: Ein Sprichwort lautet „Beware of wishful thinking“ (lacht). Ich würde mir vielleicht mehr Gelassenheit wünschen.

Joshua: Danke schön.

Martin: Ich sage danke!

 

 

* TUM School of Education wurde 2009 gegründet und gehört seit 2021 zur neuen TUM School of Social Science & Technology