TUMJA Alumna Dr. Kristina Schick

im Gespräch mit Verena Aures und Maja Benning
Kristina Schick hat an der TUM Berufliche Bildung studiert und promovierte im Bereich Educational Science. Heute arbeitet sie als Erziehungswissenschaftlerin mit Schwerpunkt in der medizinischen Bildungsforschung. Kristina war selbst aktives Mitglied der TUMJA unterstütze zweimal ein Team als Tutorin und einmal war sie sogar als Supervisorin aktiv.


Maja Benning und Verena Aures studieren beide Physik und sind Teil der #class24 der TUM: Jungen Akademie. Innerhalb ihres Projekts communicaTUM analysieren sie die effizienteste Kommunikation von genetischen Modifikationen.
Verena: Hallo Kristina, schön, dass du dir heute für uns die Zeit genommen hast. Vielleicht möchtest du uns gleich am Anfang erzählen, wovon du denkst, dass unsere Welt aktuell mehr gebrauchen könnte.
Kristina Schick: Von freundlichen Menschen, ich glaube wir brauchen einfach mehr Freundlichkeit im Zwischenmenschlichen. Egal ob das jetzt im E-Mail-Verkehr oder im Alltag, mit dem Postboten, der Bäckereiverkäuferin, oder einfach mit der Person an der Kasse ist. Mir tut das nicht weh, da einfach freundlich zu sein und ich finde, das würde uns in vielen Bereichen sehr gut tun.
Maja: Das ist wirklich eine schöne Antwort. Was ist für dich die Basis für ein glückliches Leben?
Kristina Schick: Ich geh da tatsächlich immer eher von zufrieden als von glücklich aus, das ist für mich vom Wording her eher das, was ich Glück gleichsetze. Ich habe auf jeden Fall festgestellt, dass ich mit den Jahren immer zufriedener geworden bin. Warum das so ist? Wahrscheinlich, weil ich einfach meinen Weg gefunden habe und irgendwann auch wusste, wohin es für mich gehen sollte oder eben auch nicht. Selbst wenn man dann doch mal einen „Umweg“ macht oder einen ganz anderen Weg einschlägt. Ich merke dann auch, dass je länger ich etwas mache, desto besser und selbstsicherer werde ich darin und das ist für mich definitiv eine Art der Zufriedenheit. Aber auch zu wissen, dass alle gesund sind ist mir natürlich sehr wichtig. Ich schätze gerade auch total das Gefühl angekommen zu sein und nicht mehr so viel über die Zukunft nachzudenken. Es ist nicht mehr so, dass ich denke „Okay jetzt noch die Klausur, die Bachelorarbeit, die Masterarbeit, das und das muss ich schaffen, dann geht mein Leben los.“. Mittlerweile freue ich mich vor allem, dass ich die Jahre so verbringen kann wie sie sind und mich eben an den Sachen freuen kann, wie sie auf mich zukommen. Ich freue mich einfach jeden Tag zu starten und mein Leben so zu gestalten, dass ich mich jeden Tag darauf freuen kann, das zu tun, was ich gerne mach.
Maja: Das klingt auch wieder total schön.
Kristina Schick: Ja total, es ist aber eben auch ein sehr langer Prozess gewesen, der wahrscheinlich noch nicht abgeschlossen ist. Bei weitem nicht.
Verena: Welche Charaktereigenschaften haben dir am meisten dabei geholfen dort zu sein, wo du jetzt bist?
Kristina Schick: Ich glaube, dass ich mich in den letzten zwanzig Jahren sehr verändert habe. Wenn ich mich zurückerinnere an mich vor zehn oder zwanzig Jahren, kann ich sagen, dass ich seitdem unglaublich viel gelernt habe und mittlerweile wesentlich reflektierter bin. Vor allem durch die Einstellung, dass ich bereit bin mich in vielen Punkten weiterzuentwickeln und mich zu verändern. Dadurch habe ich dann auch die Eigenschaft manche Sachen einfach hinzunehmen und mir auch Zeit zu lassen, wenn ich merke, dass etwas nicht auf Anhieb klappt. Um im Uni Kontext zu bleiben, habe ich gelernt, dass eine durchgefallene Klausur nicht das Ende der Welt ist und dass es manchmal vielleicht besser ist eine Klausur zu verschieben, um sich besser darauf vorzubereiten und die Klausur dann mit einem guten Ergebnis abschließen zu können. Das ist aber eine Eigenschaft, die ich erst erlernen musste.
Maja: Ich glaube, das kennen wir auch ganz gut.
Verena: Dann würden wir auch gerne noch ein paar Sachen über deine Karriere erfahren, die ist ja auch sehr interessant. Deshalb wollen wir fragen: wieso hast du dich für den Weg in die Promotion entschieden?
Kristina Schick: Da muss ich sehr früh ansetzen. Ich habe ja ursprünglich berufliches Lehramt studiert, da dann auch meinen Bachelor gemacht und wollte dann ja eigentlich an die Berufsschule. Durch die Junge Akademie habe ich dann durch das wissenschaftliche Setting kennengelernt, dass es eben noch ein bisschen mehr gibt und so bin ich dann auf den Master „Research in Teaching and Learning“ gestoßen. Und dieser Master bereitet eben ganz konkret auf eine Promotion vor, dementsprechend habe ich schon im Bachelor entschieden, dass ich promovieren möchte, um das Unileben noch weiter mitzunehmen und mir auch noch etwas selber zu erarbeiten.
Maja: Was magst du an deinem Beruf am meisten? Was ist deine Lieblingsbeschäftigung im Rahmen deiner beruflichen Tätigkeit?
Kristina Schick: Die Betreuung meiner Doktoranden.
Maja: Ach wirklich? Ich würde denken, dass manche sagen: „Nein, ich will gar nicht betreuen. Ich will nur meine eigene Forschung machen.“
Kristina Schick: Nein, das ist eine total schöne Aufgabe, weil ich dadurch in vielen verschiedenen Projekten mit drin bin. Ich habe das relativ früh schon gemacht, dass ich auch während meiner eigenen Promotion die medizinischen Doktoranden mitbetreut habe, dadurch konnte ich dann auch schon recht früh in verschiedene Projekte reinschnuppern. Super schön ist es vor allem, wenn Doktoranden sehr selbstständig sind und auch eigene Ideen haben, die sie gut aufgreifen können. Ich hatte da viel Glück einige tolle und interessante Projekte auf dem Weg zu begleiten. Aber auch das Begleiten der Doktoranten an sich macht mir Freude, gerade vom Anfang an mit der Forschungsfrage, wo sich ja oft die Frage stellt „Wie soll ich das schaffen?“, und wenn man dann sieht, dass die Doktoranten immer selbstbewusster werden und zu Ergebnissen kommen ist das wirklich sehr schön.
Maja: Was wäre denn eines dieser interessanten Projekte, die du so betreut hast?
Kristina Schick: Bei einem habe ich mir mit einer Doktorandin zusammen Empathie im telemedizinischen Kontext angeschaut. Dafür hatten wir verschiedene Videos von simulierten Arzt-Patientengesprächen mit Studierenden und diese haben wir dann mit telemedizinischen Gesprächen verglichen. Das haben wir dann ausgewertet und beobachtet, in welchen Situationen es Unterschiede gibt und in welchen Situationen man eben mehr oder weniger empathisch reagiert. Das war aber eben ein Projekt das an sich zwar komplex war, aber wirklich Spaß gemacht hat, unter anderem, weil sich die Doktorandin selber auch so gut eingearbeitet hat.
Verena: Wohin hätte dein Weg geführt, wenn du nicht promoviert hättest?
Kristina Schick: Ganz einfach dann wäre ich Berufsschullehrerin geworden.
Maja: Warum hast du dich zuerst für eine Ausbildung entschieden und warum wolltest du danach noch studieren?
Kristin Schick: Ich habe direkt nach dem Abitur schon einmal etwas anderes studiert, das hat dann aber nicht so geklappt. Danach habe ich dann eine Ausbildung in der Systemgastronomie gemacht, dort durfte ich damals auch schon neue Leute anlernen und mich nach dem Ende der Ausbildung um die neuen Azubis kümmern. Im Anschluss darauf habe ich dann meinen Wirtschaftsfachwirt an der IHK gemacht. Dabei habe ich dann gemerkt, dass ich gut lernen kann und mir das Spaß macht. Und so habe ich mich dann auf Basis meiner Ausbildung dazu entschieden, Berufsschullehramt für Ernährung und Hauswirtschaft zu studieren.
Maja: Das ist eine ziemlich krasse Entscheidung.
Kristina Schick: Nach der Ausbildung noch zu studieren meinst du? Ja naja, ich habe mit Mitte 20 angefangen, da sind andere schon fertig.
Maja: Ich finde das wirklich krass. Für viele war das eher so: die Schule ist zu Ende, was mache ich jetzt? Ja, ein Studium. Für dich war das dann ja noch mehr eine aktive Entscheidung.
Kristina Schick: Das tat mir aber gerade so gut.
Maja: Deswegen finde ich das auch so super.
Kristina Schick: Ich glaube, das war dann auch mitunter einer der Gründe, warum ich dann so gut im Studium war. Weil ich die Jahre vorher ein paar Schleifen gedreht habe, was mich aber eben total weitergebracht hat und mir sehr gut getan hat. Auch wenn man von außen denken konnte: Oh Gott, was hat die denn alles gemacht?
Verena: Momentan bist du ja in der medizinischen Bildung tätig, was möchtest du da mit deiner Arbeit erreichen?
Kristina Schick: Derzeit beschäftige ich mich mit zwei größeren Themenkomplexen. Einmal mit der Arzt-Patienten-Kommunikation, also mit der Frage, wie junge oder angehende Mediziner bessere Gespräche mit Patienten führen können. Das kam daher, dass ich mich damit beschäftigt habe, wie man diese Kommunikationskompetenz überhaupt erfassbar und greifbar machen könnte. Des Weiteren haben wir dann E-Learning Konzepte ausgearbeitet, um genau diese Kompetenz zu fördern und sich auch selber zu Reflektieren. Mein anderes Standbein ist die sogenannte Professional Identity Formation. Da geht es vor allem um die Frage, wie man denn zu einem Arzt wird, wie man fühlt, denkt und sich verhält wie ein Arzt. Das ist ja ein Prozess, den man aber auch gut auf die Lehrerbildung übertragen kann. Da geht es uns vor allem wieder über die Förderung des Prozesses über die eigene Reflexion des Verhaltens. Ich habe da aber eben auch nicht die Intervention an Sich im Sinn, mir geht es da mehr um die Phänomene, die dahinterstecken, insbesondere um die Einstellungen.
Maja: Sehr schön, dann kommen wir jetzt zu unseren Fragen zur Jungen Akademie. Du warst ja selber Teilnehmerin, zweimal Tutorin und einmal sogar Supervisorin. Deshalb würde uns interessieren, an welche Momente aus deiner Zeit in der Jungen Akademie denkst du am liebsten zurück?
Kristina Schick: Für mich war die Projektphase am schönsten, ich war Teil des Projektes „Science Sushi“. Wir haben in diesem Projekt einen Science Slam in völlig verrückter Weise organisiert, das war einfach lustig. Wir waren auch einfach eine tolle Gruppe und das hat echt Spaß gemacht. Auch immer noch haben wir untereinander sporadischen Kontakt und das ist wirklich nett. Ich war dann auch im Team Event, da haben wir einige Veranstaltungen organisiert, die man privat vermutlich so gar nicht gemacht hätte. Wir waren damals zum Beispiel auch in der Oper, da hatten wir dann auch einen leichteren Zugang als wenn man das privat gemacht hätten.
Maja: Wir sind ja gerade am Ende unserer Journey und ich frage mich auch, ob wir noch Kontakt mit unseren Mitstipendiaten haben werden. Ich hoffe es sehr, weil das war bisher das Schönste, die ganzen Leute kennenzulernen.
Kristina Schick: Wie meinst du das mit Journey? Ich glaube das Programm wurde in den letzten Jahren ein bisschen umstrukturiert, wie läuft das jetzt ab?
Maja: Bei uns ist es so, dass wir eben die 20 Monate unser Projekt bearbeiten und mittlerweile sind wir eben am Ende dieser Zeit angekommen.
Kristina Schick: Und in diesen 20 Monat seid ihr dann auch in den Taskforces oder? Das war bei uns damals anders, wir haben das nach unserer Projektphase dann gemacht. Und nach wie vor konnten wir uns ja auch nach dieser sehr langen Zeit noch nicht endgültig voneinander trennen.
Verena: Da bin ich auch sehr gespannt, wie das bei uns laufen wird. Was konntest du aus deiner Zeit als Stipendiatin persönlich mitnehmen?
Kristina Schick: Für mich war es vor allem das Schauen über den Tellerrand hinaus, dass man einfach die Chance hatte in die Wissenschaft hineinzuschnuppern. Das hat mich schon sehr geprägt, weil ich nicht weiß, ob ich das ohne die Junge Akademie gemacht hätte. Das war einfach ein Anschubser dahin, dass es nicht nur das Lehramt, sondern viele verschiedene Berufe gibt, die vielleicht auch auf den ersten Blick gar nicht sichtbar sind.
Maja: Super, vielen Dank für deine spannenden Antworten und Danke, dass du dir die Zeit für uns genommen hast!
Kristina Schick: Sehr gerne!