TUMJA Alumnus Ass.-Prof. Dr. Maximilian Schreieck

im Gespräch mit Euridice Pinheiro Vieira Harke und Flavio Principato

Maximilian Schreieck ist TUMJA Alumnus des Jahrgangs 2011. Nach seinem Bachelor- und Masterstudium in BWL, promovierte er 2020 an der TUM im Bereich Wirtschaftsinformatik. Seit 2022 arbeitet er als Assistenzprofessor für Wirtschaftsinformatik, mit einem Schwerpunkt auf Digitale Services und Plattformen am Institut für Wirtschaftsinformatik, Produktionswirtschaft und Logistik der Universität Innsbruck. 

EURIDICE: Hallo, willkommen zum Interview für unseren Newsletter. Könntest du dich zu Anfang bitte kurz vorstellen?

MAXIMILIAN: Sehr gerne. Schön, dass ihr da seid. Ich bin Maximilian Schreieck und bin seit September 2022 Assistenzprofessor für Wirtschaftsinformatik, insbesondere digitale Services und Plattformen, hier an der Universität Innsbruck. Das heißt, ich befasse mich in meiner Forschung vor allem mit digitalen Plattformen, wie ihr sie zum Beispiel von euren Smartphones kennt, wo Apple oder Google digitale Plattformen für mobile Apps aufgebaut haben. Dabei untersuche ich, wie solche Plattformen einen Mehrwert für Firmen, aber auch für soziale Projekte schaffen können. Mich interessiert auch, welche Implikationen es eigentlich hat, wenn solche Plattformen besonders mächtig werden und was das für Auswirkungen auf andere Firmen, aber auch die Gesellschaft als Ganzes hat.

Während meiner Zeit an der TUM habe ich TUM-BWL im Bachelor und Master studiert und dann hat es mich in den Bereich Wirtschaftsinformatik gezogen. Ich habe bis 2020 bei Professor Krcmar promoviert und war dann ein Jahr als Postdoc an der Wharton School der University of Pennsylvania. Nach einem kurzen Abstecher zurück an den Lehrstuhl von Professor Krcmar bin ich dann nach Innsbruck gegangen.

FLAVIO: Was treibt dich an im Leben beziehungsweise wofür begeisterst du dich?

MAXIMILIAN: Was sich bei mir im beruflichen Kontext durchzieht, ist, dass es mir sehr viel Spaß macht Neues zu lernen und das Gelernte in irgendeiner Form weiterzugeben. Das war in der Schule schon so, als Nachhilfelehrer, dann im Studium als Tutor. Während der Promotion war ich viel in die Lehre und Betreuung von Abschlussarbeiten eingebunden. Und jetzt natürlich hier in der Lehre an der Uni Innsbruck. Das Schöne daran ist, dass wir eine große Freiheit haben, welche Themen wir behandeln und lehren. Aus den Diskussionen mit den Studierenden entstehen wiederum neue Themen und Fragestellungen. So ist jeder Tag ein bisschen anders, es wird nie langweilig. Das begeistert mich.

EURIDICE: Welche natürliche Gabe würdest du gerne besitzen?

MAXIMILIAN: Natürlich… Ich fände es cool, wenn ich nichts vergessen würde. Namen, Gesichter, Geburtstage, meine Geldbeutel... Aber auch: Wo habe ich einen Artikel gesehen, von dem ich weiß, in dem stand etwas Wichtiges, aber ich habe versäumt ihn abzuspeichern.

EURIDICE: Und welche übernatürliche Gabe würdest du gerne besitzen?

MAXIMILIAN: Ich bin sehr sprachbegeistert, aber viel Zeit neue Sprachen zu lernen, habe ich nicht. Alle Sprachen zu können, ohne sie lernen zu müssen – das wäre super. Klar, Englisch verbreitet sich immer mehr und Übersetzungsapps werden immer besser, aber mit jemandem in der Muttersprache zu sprechen, da ist einfach der Austausch nochmal ganz anders. Man lernt sich viel besser kennen und ich glaube, mehr Austausch und Interesse an anderen würde an vielen Stellen guttun, gesellschaftlich und zur Völkerverständigung.

FLAVIO: Kommen wir zu Charaktereigenschaften, die du tatsächlich hast. Welche Charaktereigenschaften haben dir am meisten geholfen, dorthin zu kommen, wo du jetzt bist?

MAXIMILIAN: Ich glaube, eine gewisse innere Ruhe und Besonnenheit. In der Wissenschaft brauchen wir einmal viel Geduld. Es gibt viele Projekte und als Ergebnis kommt vielleicht erst mal nicht das heraus, was wir gehofft haben oder Artikel werden abgelehnt. Dann mit einer gewissen Geduld und Ruhe ranzugehen hilft, langfristig an den Dingen dran zu bleiben. Da gehört auch eine gewisse Nachdenklichkeit dazu, über Dinge mehrfach nachzudenken, um neue Perspektiven und Ansatzpunkte zu finden.

EURIDICE: Mit diesen Eigenschaften hast du es jetzt schon zum Assistenzprofessor geschafft. Was magst du an diesem Beruf und an der Wissenschaft am meisten? Was ist deine Lieblingsbeschäftigung?

MAXIMILIAN: Zwei Punkte. Einmal finde ich es sehr spannend, mich mit meinen Koautorinnen und Koautoren auszutauschen und mit ihnen zu diskutieren. Das Spannende daran ist, dass sie ganz unterschiedlich sind und aus verschiedenen Ländern kommen. Ich arbeite mit Koautorinnen und Koautoren in Singapur, USA, Italien, Frankreich, Deutschland von ganz verschiedenen Unis zusammen. Aus diesem Austausch entstehen viele Ideen und Projekte, leider auch meistens mehr Projekte, als man dann tatsächlich umsetzen kann. Aber das macht Spaß. Wir treffen uns außerdem auf Konferenzen, die auf der ganzen Welt stattfinden. Dieser Austausch ist ein sehr schöner Aspekt der Wissenschaft. Der zweite Punkt ist die Lehre und die Projekte mit Studierenden, zum Beispiel Abschlussarbeiten. Wenn zum Beispiel Studierende nach einer Masterarbeit sagen, sie haben Interesse in der Wissenschaft zu bleiben und dann Ideen und Rat suchen, wie sie das angehen können – das finde ich spannend. Und manchmal entstehen daraus auch ganz neue Projekte. Ich habe vor dem Interview die Integreat-App erwähnt, die ist auch aus einer Gruppe von Studierenden in München hervorgegangen, die uns damals am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik um Rat gefragt haben, wie sie ihr Projekt IT-technisch am besten umsetzen können. An solchen Projekten mitzuwirken, und auch die Freiheit dafür zu haben, das finde ich toll.

FLAVIO: Du hast ja eben schon deine Tätigkeit in der Lehre erwähnt. Was macht deiner Meinung nach einen guten Lehrenden aus und schaffst du es, dieses Ideal zu erfüllen?

MAXIMILIAN: Das ist eine sehr gute Frage, der ich auch selbst nachgegangen bin. In der Zeit, als ich Postdoc an der Wharton School war, die für ihre Lehre im Bereich Management bekannt ist, habe ich mich als Student in einzelne Veranstaltungen reingesetzt. Was ich da gesehen habe, sind Lehrende, die es schaffen, dass Studierende sehr engagiert in den Diskussionen dabei sind. Es sind sehr interaktive Veranstaltungen, in denen die Studierenden mehr diskutieren und reden als der Lehrende und anschließend rausgehen und zum Nachdenken angeregt wurden. Wenn man das schafft, dass die Studierenden hinterher rausgehen und sich denken, ich habe einen neuen Aspekt kennengelernt und kann damit zum Beispiel über meine eigene Nutzung von digitalen Plattformen neu nachdenken – Wie gehe ich mit Amazon oder Google um? Wie geht meine Elterngeneration damit um? Was könnte das für Auswirkungen haben? Was beobachte ich in den Innenstädten mit den Einzelhändlern, wenn Onlineplattformen zunehmend mächtiger werden? – dass Studierende zum eigenständigen Diskutieren und Nachdenken angeregt werden, das sollte das Ideal sein. Ich hatte jetzt meine erste Masterveranstaltung hier in Innsbruck und versuche das darin ein Stück weit umzusetzen.

EURIDICE: Du hast deinen Bachelor und Master an der TUM in BWL gemacht und bist dann im PhD in Richtung Wirtschaftsinformatik gewechselt. Was hat dazu geführt?

MAXIMILIAN: Zum einen ist der Sprung vielleicht gar nicht so groß, wie er auf dem Papier aussieht, weil die Wirtschaftsinformatik auch sehr BWL-nahe Themen umfasst. Mein Promotionsthema zur Steuerung digitaler Plattformen war eher BWL-nah im Vergleich zu technischen Themen, die es in der Wirtschaftsinformatik ja auch gibt.

Aber dass ich diesen Schritt gemacht habe, hat tatsächlich viel mit der Jungen Akademie zu tun. Denn der Lehrstuhl, an dem ich promoviert habe, war der Lehrstuhl, mit dem wir im Austausch über die TUM Mitfahrer-App waren, die wir damals als TUMJA-Projekt umgesetzt haben. Tatsächlich habe ich und ein weiteres Teammitglied aus dem TUMJA-Projekt an diesem Lehrstuhl mit der Promotion angefangen, weil dort gerade Stellen zu spannenden Projekten geschaffen wurden. Da ging es um eine Mobilitätsplattform für eine Smart City, damals am Beispiel Dresden und so war eine thematische Verwandtschaft gegeben, wo ich gut anknüpfen konnte.

FLAVIO: Angenommen, das hätte sich nicht so ergeben. Wo hätte dein Weg hingeführt, wenn du nicht in die Forschung gegangen wärst?

MAXIMILIAN: Dass ich in die Forschung gehe stand für mich auch in der Promotion lange Zeit noch nicht fest. Das hat sich nach dem Master noch gar nicht abgezeichnet, sondern erst gegen Ende der Promotion. Was mich während der Promotion auch interessiert hat, weil ich eben diese zunehmende Bedeutung und Macht der digitalen Plattformen für unsere Wirtschaft und Gesellschaft gesehen habe, war die Arbeit in internationalen Organisationen, wie der EU - um dann von der anderen Seite daran mitzuwirken, wie man mit der Technologie aus regulatorischer Sicht umgeht. Ich kann jetzt aber nicht behaupten, dass mein Weg dorthin geführt hätte, weil ich auch einmal beim Concours, also bei dem Auswahlverfahren der EU, mit wehenden Fahnen untergegangen bin.

EURIDICE: Du hast ja schon angedeutet, dass die TUM: Junge Akademie deinen Weg beeinflusst hat. Welchen Einfluss hatte sie genau?

MAXIMILIAN: Neben dem konkreten Projekt war es der viele Austausch über die Fakultäten und Fächer hinweg, den ich sehr spannend fand. Auch die Ausrichtung, dass man wissenschaftlich diskutiert, ist eine andere, als die meisten Programme, die den Fokus auf die Vernetzung mit der Wirtschaft legen. Das hat auf jeden Fall meinen Horizont in Richtung Wissenschaft erweitert.

Und dann, wie vorhin erwähnt, die konkreten Kontakte, die sich über das Projekt ergeben haben. Ich hatte zum Beispiel auch über die Junge Akademie ein Mentoring mit Professor Patzelt aus dem Bereich Entrepreneurship, mit dem ich mich einmal im Semester getroffen habe, teilweise noch während des Studiums und dann auch während der Promotion, der mir Hinweise und Tipps für eine wissenschaftliche Karriere gegeben hat. So hat die Junge Akademie an verschiedenen Stellen meinen Weg mit beeinflusst.

FLAVIO: Welche Erwartungen hattest du vor dem Stipendium an die Zeit bei der TUMJA und haben sich diese erfüllt beziehungsweise was hast du dir anders vorgestellt?

MAXIMILIAN: Ich weiß gar nicht mehr genau, was ich für konkrete Erwartungen hatte. Ich glaube, dass zu dem Zeitpunkt für mich noch ein bisschen schwammig war, was die Junge Akademie ist und macht – zu dem Zeitpunkt ging die Junge Akademie erst in den zweiten Jahrgang. Ich hatte vielleicht ein bisschen Skepsis, da das TUMJA-Programm fächerübergreifend und dadurch sehr breit im Hinblick auf die Themen ist. Und es ist natürlich auch Zeit, die man ins Studium, in andere Initiativen oder ein Praktikum stecken könnte. Aber als es dann losging, habe ich schnell gemerkt, dass diese Breite über die Fächer hinweg sehr viel Diskurs erzeugt und viele, mich selbst auch, zum Nachdenken anregt. Und spätestens als dann das Projekt startete, war für mich klar, dass da etwas daraus entstehen kann und dass die Zusammenarbeit Spaß macht.

EURIDICE: Hast du noch Kontakt zu deinen TUMJA-Teammitgliedern, Tutoren oder Supervisoren oder weißt du, in welche Richtung sie gegangen sind?

MAXIMILIAN: Teilweise habe ich noch Kontakt. Ein Teammitglied, Christoph Pflügler, hat am gleichen Lehrstuhl promoviert. Mit ihm habe ich zum Beispiel auch nach der Promotion gemeinsam Abschlussarbeiten betreut, er aus der Praxis und ich seitens der TU München. Mit Martin Rothbucher, der unser Tutor war, bin ich auch regelmäßig im Austausch. Während meiner Promotion haben wir auch eine Abschlussarbeit gemeinsam betreut, denn auch bei Kinexon, wo Martin als COO arbeitet, spielen digitale Plattform eine Rolle.

FLAVIO: Du hast schon erwähnt, dass ihr in eurem TUMJA-Projekt an der TUM MitfahrerApp gearbeitet habt. Könntest du kurz erzählen, worum es in dem Projekt konkret ging?

MAXIMILIAN: Gerne. Die TUM MitfahrerApp war als Plattform gedacht, um Angehörigen der TUM Mitfahrgelegenheiten im Auto zu ermöglichen. Das hatte den Hintergrund, dass zu dem Zeitpunkt zwei Streckensperrungen zwischen der Innenstadt und Garching angesetzt waren. Der Schienenersatzverkehr war relativ umständlich und zeitintensiv, sodass dann viele aufs Auto umgestiegen sind. Unsere Idee war, Mitfahrangebote auf einer digitalen Plattform zu bündeln, sodass man sich als Fahrer Mitfahrende suchen konnte und als Mitfahrender eine Mitfahrgelegenheit hatte. Genau das haben wir als TUMJA-Projekt in einer ersten Version umgesetzt und danach am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik weiterentwickelt.

FLAVIO: Wir haben gehört, dass die App eine Zeit lang durch den Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik weitergeführt wurde und unter anderem als Basis für Bachelor- und Masterarbeiten gedient hat. Wie wart ihr aus dem TUMJA-Projekt daran beteiligt? Und was hältst du davon wie sich die App, also euer Projekt, dann weiterentwickelt hat?

MAXIMILIAN: Konkret waren Christoph Pflügler und ich weiterhin involviert und haben Abschlussarbeiten mitbetreut. Mit fünf oder sechs Studierenden haben wir die App nochmal auf einen technisch neuen Stand gebracht und auch eine Pilotphase durchgeführt. Wir hatten die technische Komplexität ein bisschen unterschätzt, haben aber sehr viel gelernt und ich hatte auch Schnittstellen zu meiner Forschung, weil eine solche Plattform immer vor dem Henne-Ei-Problem steht: Ich brauche Fahrer, und ich brauche Mitfahrer. Wir hatten große Resonanz, aber das Interesse war auf der Seite der Mitfahrenden stets deutlich stärker als auf Seite der Fahrer. Wir haben das Konzept dann nach der Pilotstudie eingestellt, um uns auf unsere Promotionen zu konzentrieren – das Henne-Ei-Problem bei digitalen Plattformen hat mich aber in der Forschung weiter beschäftigt.

Etwas später ist übrigens an der TUM ein Startup entstanden, RideBee, mit einem ähnlichen Konzept. Sie hatten die Idee, dass Firmen die App nutzen können, um für ihre Mitarbeitenden eine Mitfahr-Plattform aufzubauen, also das, was wir für die TUM umgesetzt hatten. Dann steht natürlich ein Geschäftsmodell dahinter, das auch zu funktionieren scheint.

EURIDICE: Nachdem du 2011 als Stipendiat an der TUMJA warst, warst du auch 2015/2016 wieder dabei: Dieses Mal als Tutor. Wie hast du diese Rolle wahrgenommen und was kannst du zukünftigen Teams und Tutoren empfehlen?

MAXIMILIAN: In dem Projekt Picturise ging es darum, alltägliche Dinge einfach in Bildern zu erklären. Das Projekt entstand damals unter dem Eindruck der gestiegenen Zuwanderung von Personen mit Fluchterfahrung in 2015 und hatte wiederum Schnittstellen zu dem Integreat-Projekt, an dem ich zu der Zeit gearbeitet habe. Insgesamt fand ich es aus der Tutor-Sicht sehr spannend zu sehen, wie ein wild zusammengewürfeltes Team sich findet, in einen Modus der Zusammenarbeit kommt und gemeinsam etwas erarbeitet.

Was auf jeden Fall eine Herausforderung darstellt, ist als Tutor eine Balance zu finden, das Team zu unterstützen und sich entwickeln zu lassen, ohne dem Ganzen eigene Vorstellungen aufzuzwängen. Dazu ist es nötig, möglichst früh im Prozess die Rolle der Tutor*innen zu klären, die zur Expertise der Person, zum Team und zum Projekt passen sollte. Ich glaube dann kann man gemeinsam ein Setup finden, in dem sich die Rollen von Team und Tutor*innen gut ergänzen.

FLAVIO: Gibt es so ein Format wie die TUMJA auch in Innsbruck? Und falls nicht, wäre so ein Format in diesem Umfeld interessant?

MAXIMILIAN: Ich habe bisher hier in Innsbruck nichts direkt Vergleichbares gefunden. Es gibt auf Fakultätsebene Mentoring Programme, die gewisse Ähnlichkeiten mit der Jungen Akademie haben. Wobei das eigene Projekt fehlt. Aber etwas Uni-weites, und das ist es was die Junge Akademie ausmacht, habe ich bisher nicht gesehen. Ich glaube, dass jede Uni davon profitieren kann, auch die Uni Innsbruck.

Was wir an der Uni Innsbruck umsetzen – aber erst auf der Ebene von Promotionsstudierenden – sind Doktoratskollegs, die Promotionsstudierende aus verschiedenen Fakultäten zu bestimmten Themenbereichen zusammenbringen, weil wir sonst sehr schnell in den Silos unserer Fachdisziplinen bleiben. Da war die Junge Akademie für mich ein tolles Instrument, um über dieses Silo hinauszudenken. Innsbruck hat viele kleinere Formate, die das gleiche Ziel haben und ich denke, ein Format für die Studierenden aller Fakultäten anzubieten, kann ebenso sinnvoll sein.

EURIDICE: Welche Empfehlungen würdest du der TUMJA und auch ihren Mitgliedern mit auf den Weg geben?

MAXIMILIAN: Ich finde es schwierig, allgemeine Empfehlungen zu geben, weil die Angehörigen der Jungen Akademie so unterschiedlich sind. Vielleicht als Anregung: Für mich stand die Junge Akademie auch immer für eine Schnittstelle der Wissenschaft und der Studierenden zur Gesellschaft – also auch dafür, wissenschaftliche Themen in die Gesellschaft hineinzutragen. Es gab auch mehrere Projekte, die in diese Richtung gingen und ich glaube, dass für die aktuellen Studierenden diese Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft immens wichtig ist und wird. Auch weil wir immer stärker merken, dass wissenschaftliche Diskussionen an vielen Stellen schwieriger möglich sind. Dass es schwieriger wird, über Fakten zu diskutieren, dass wissenschaftliche Quellen gar nicht mehr den Wert haben, den sie eigentlich haben sollten. Wenn wir das nicht lösen – das habe ich in den USA noch stärker erlebt, wo diese Spannungen in der Gesellschaft bereits ausgeprägter sind als hier - dann wird das zu mehr gesellschaftlicher mehr Spaltung führen.

Wenn wir zum Beispiel zu Herausforderungen wie dem Klimawandel forschen, dann ist es eine Herausforderung, die Ergebnisse sinnvoll in die Gesellschaft hineinzutragen, ohne dass das Ganze in einem teils destruktiven Diskurs steckenbleibt. Ich glaube, da können die Angehörigen der Jungen Akademie Denkanstöße entwickeln, wie wir damit umgehen und die Wissenschaft wieder stärker in die Gesellschaft hineintragen können.

EURIDICE: Das klingt auf jeden Fall spannend.

FLAVIO: Vielen Dank für das Interview.

MAXIMILIAN: Sehr gerne.