TUMJA Alumna Dr. Barbara Reiner
im Gespräch mit Alexandra Cara Marquardt und Steffen Wedig
Barbara Reiner ist TUMJA Alumna des Jahrgangs 2013. Ziel des TUMJA Projekts WachsTUM war es, die Identifikation von Studierenden mit der TUM durch verschiedene Angebote zu stärken und das Zusammenwachsen der Standorte der TUM zu verbessern. Als ein Teilprojekt realisierte das Team den zweiten TUM Campuslauf im Jahr 2014.
Für ihre Dissertation wurde Barbara Reiner mit dem Kulturpreis Bayern 2021 ausgezeichnet.
Alexandra Cara Marquardt (geb. 2002) studiert Informatik mit Nebenfach Medizin an der TUM im 6. Bachelorsemester und schreibt aktuell ihre Bachelorarbeit. Sie ist Stipendiatin der TUMJA #class23 im Team Healthy Habits und engagiert sich in der Taskforce Event.
Steffen Wedig (geb. 2001) hat sein TUMJA Stipendium gerade erfolgreich abgeschlossen. Er war Teamsprecher des Teams CheckMate der #class22 und Mitglied der Taskforce Event. Steffen studiert im Master Materials Science and Engineering an der TUM.
Alexandra: Kannst du dich am Anfang bitte kurz vorstellen, was du machst, wie du da hingekommen bist?
Barbara: Sehr gern. Mein Name ist Barbara Reiner. Ich arbeite bereits seit über zehn Jahren am Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie, mittlerweile als Postdoc, und auch bei der Fort- und Weiterbildung TUM Sport and Health for Life. Ich habe an der TUM zunächst den Bachelor und später auch die Master im Bereich der Sport- und Gesundheitswissenschaften gemacht und bin nie wieder so ganz weg von der TUM gekommen. Mit einem kleinen Abstecher ans Deutsche Herzzentrum München, für meine Doktorarbeit. Dort habe ich mich mit dem präventiven Screening von Kindern und Jugendlichen mit angeborenem Herzfehler beschäftigt. Nach der Doktorarbeit bin ich wieder ganz zurück an die TUM gekommen und beschäftige mich seit 2017 mit dem Aufbau vom studentischen Gesundheitsmanagement an der TUM. Dazu gehören alle Bereiche der physischen und psychischen Gesundheit – von Bewegung, Ernährung, Wohlbefinden bis hin zu ganz vielen weiteren assoziierten Gebieten.
Steffen: Was treibt dich an, was begeistert dich am studentischen Gesundheitsmanagement, an dem Job, den du aktuell machst?
Barbara: Die Mischung. Das ist wirklich super hier, jeder Tag schaut bei mir anders aus. Ich mache ein, zwei Tage Diagnostik, auch sportmedizinische und motorische Checkups. Schon nach den Pilotphasen 2017 mit kleineren gesundheitsbezogenen Tests und Angeboten aber jetzt auch verstärkt in den letzten Jahren sieht man immer wieder, dass es nicht reicht, nur zu diagnostizieren, sondern dass man auch präventiv etwas tun muss. In Umfragen haben wir zum Beispiel erschreckende Ergebnisse gerade im Bereich der mentalen Gesundheit entdeckt. Unser Anspruch ist, dass wir die Rahmenbedingungen an der Universität verbessern, um einen gesundheitsfördernden Lebensstil zu etablieren. Ich finde, der Übergang von Jugendlichen zu jungen Erwachsenen ist eine ganz spannende Phase, da kann man so viel mitgestalten.
Steffen: Und außerhalb von deinem Beruf, was motiviert dich?
Barbara: Auch die Mischung, ich liebe die Abwechslung. Im Beruf kann ich ein Projekt von Anfang bis zum Ende durchführen – eigentlich ähnlich wie bei der Jungen Akademie. Am Anfang stellt man ein Problem fest und dann kann man es lösen. Und so war es auch bei mir nie der Leistungssport, wenn du jetzt privat fragst, sondern eher Bergsport, viel laufen, etwas in der Richtung.
Alexandra: Was für Charaktereigenschaften haben dir besonders weitergeholfen, bei dem, was du tust – oder um dorthin zu kommen, wo du jetzt bist?
Barbara: Ich würde das jetzt nicht Charaktereigenschaften nennen, aber es ist vielleicht die Begeisterung. Mir macht das, was ich tue, sehr viel Spaß und ich glaube, das bringt einen am Ende auch weiter. Weil man dann nicht alles als Arbeit empfindet, sondern vieles aus Eigenmotivation macht und umsetzt. Dann sind auch viele Extrastunden nicht so schlimm, weil man großen Spaß hat. Durchhaltevermögen, Begeisterungsfähigkeit, das wären vielleicht die Eigenschaften dazu. Sich auch mal Durchzubeißen und der Wille, etwas zu Ende zu bringen.
Steffen: Wo kommt diese Begeisterungsfähigkeit her? Hast du die für Sport und Gesundheit immer schon gehabt?
Barbara: Sport und Gesundheit fand ich schon immer spannende Themen, auch schon in der Schule. Und dann bin ich im Studium ganz schnell in dieses Gebiet tiefer eingetaucht. Ich war seit dem zweiten Semester studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie. Das erste Projekt war kidstumove, ein Projekt speziell für herzkranke Kinder, aber auch andere chronisch erkrankte Kinder. Dieser Themenbereich hat mich von Anfang an gefesselt. Und es hat sich auch vieles günstig entwickelt. Ich glaube, ich war häufig zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle. Das gehört, glaube ich, in der Wissenschaft fast mit dazu, wenn man erfolgreich sein will.
Steffen: Ich habe online gelesen, dass du deine Bachelor- und Masterarbeit und deine Promotion zu diesem Thema gemacht hast.
Barbara: Ja (lacht), es stimmt, vor allem von den Titeln her klingt es sehr, sehr ähnlich. In der Praxis war es dann doch teilweise ganz unterschiedlich. Die Bachelor- und die Masterarbeit habe ich mit herzkranken Kindern gemacht, auf der Station. Das heißt, die Kinder waren kurz vor oder kurz nach der Operation da. Da waren die Messmethoden ganz andere als bei der Dissertation, bei der ich die Kinder während ihrer Routine-Kontrolltermine untersucht habe. Am Anfang waren es kleine motorische Tests, die auch direkt nach der Operation möglich waren. Bei der Dissertation war es eine vielschichtige motorische Testbatterie, dazu kamen Untersuchungen zu Lebensqualität und Gefäßgesundheit. Und die Altersspanne hat gewechselt. In der Dissertation hatte ich 4-17jährige, aber natürlich hat man im Klinikalltag auch die jungen Erwachsenen bis hin zu Senioren mitgetestet. Es war also eine sehr große Spannbreite. Aber ja, das übergeordnete Thema, angeborene Herzfehler, fand ich super spannend. Dazu muss man vielleicht auch wissen, dass man früher nur geschaut hat, dass die Kinder überleben. Diese Gruppe, die ich damals untersucht habe, die gab es da eigentlich zum ersten Mal. Daher war sie sehr wenig erforscht. Während es am Anfang also nur um das Überleben ging, haben wir geschaut, wie man die Lebensqualität steigern kann. Wie kann man die Kinder unterstützen, dass sie gesund altern. Das war ein relativ neues Forschungsfeld.
Alexandra: Ist es vielleicht auch das, was dich an deinem Beruf fasziniert? Oder was findest du an deinem Beruf am besten, was macht dir am meisten Spaß? Du bist ja sehr spezialisiert, hast das lange gemacht.
Barbara: Oh, das ist schwierig. Vielleicht nochmal, dass man sich täglich neu erfinden kann. Dass ich ein, zwei Tage Diagnostik machen kann, ein, zwei Tage Lehre, viel Arbeit mit den Studierenden in Projektgruppen, in interdisziplinären Teams. Man entwickelt, man setzt um, man evaluiert und das in ganz unterschiedlichen Themenbereichen. Mache ich heute Ernährung, mache ich am nächsten Tag Bewegungen. Das alles mit Bezug zur Prävention, das heißt wir machen keine Reha, sondern wir versuchen, die Grundlagen auszubilden, Nachhaltigkeit in unserem Programm zu verankern, so dass man langfristig gesund altern kann. Ich glaube, da sind Studierende eine super Zielgruppe, weil sie eben in so einer sensiblen Phase sind, im Übergangsbereich, wo man viel bewirken kann. In den Gesprächen entwickeln sich oft ganz neue Themen. Während man am Anfang denkt, heute wird das sicher das nächste Thema, bin ich eine Stunde später von den Studierenden davon überzeugt worden, dass es etwas ganz Anderes ist, was im Moment brennt. Das ist es eigentlich, was wirklich viel Spaß macht.
Steffen: Wie meistert man die Herausforderung, dass man jeden Tag etwas anderes machen kann?
Barbara: Ja, stimmt, es ist eine Herausforderung.
Alexandra: Dass man sich nicht verzettelt.
Barbara: Da kommt jetzt wieder das Durchhaltevermögen ins Spiel. Man muss wirklich schauen, dass man die Sachen, die man anfängt auch zu Ende bringt. Und die Zeit ist endlich. Das, was ich tatsächlich lernen musste: Nein sagen. Das war für mich eine der großen Schwierigkeiten, etwas das ich jetzt – zum Glück – besser kann. Es gibt so viel Input und es wären so viele Möglichkeiten da, dass man für sich selber priorisieren muss und akzeptieren: der Tag hat nur 24 Stunden. Seit ich das schaffe, ist glaube ich die Qualität meiner Arbeit besser. Man darf sich wie gesagt nicht verzetteln, sondern muss stringent dabeibleiben. Und trotzdem darf man in dieser schnelllebigen Zeit den Anschluss nicht verpassen. Die Themen ändern sich, vielleicht nicht täglich im ganz großen Stil, aber jedes Semester sind es ganz neue Herausforderungen. Jetzt auch mit der Covid-Pandemie oder mit anderen Situationen.
Steffen: Braucht das einfach Übung, da die richtige Balance zu finden? Das hört sich so einfach an, man muss nein sagen.
Barbara: Ja, das ist überhaupt nicht einfach, das muss man wirklich lernen. Man hat einmal seine persönlichen Ziele, die Dissertation zum Beispiel, aber die ist ja eigentlich oft Privatvergnügen, und dann die Arbeit. Da muss man die Balance finden. Man muss sehen, was man schaffen kann, und sollte sich dann darauf konzentrieren. Wichtig ist auch, irgendwann zu sagen, okay, bis hierher, das ist gut so, damit kann ich leben. Bei der Dissertation könnte man immer weiterarbeiten, aber irgendwann muss man sagen: mit dem Stand bin ich zufrieden.
Steffen: Also quasi den Perfektionismus überwinden.
Barbara: Ja, den muss man ab und zu überwinden.
Alexandra: Du hast dich ja zum Beispiel in TUM4Health auch mit mentaler Gesundheit beschäftigt. Gibt es etwas, das dich da überrascht hat oder Neuerungen, irgendetwas, das sich unterscheidet?
Barbara: Zum einen hat mich erstaunt, wie viele Studierende im Moment offen für dieses Thema sind, wie wichtig es vielen ist, darüber zu sprechen. Themen zu enttabuisieren, das ist ein ganz spannender Schritt und Wandel, der jetzt gemacht wird. Viele gehen offen mit ihren Erkrankungen um. Viele sagen offen, dass sie sich überfordert fühlen, was man früher nicht so machen konnte. Es gibt viele, die sich Rat und Hilfe suchen. Ich glaube, dass die Begleitprogramme jetzt deutlich besser angenommen werden als das vielleicht früher der Fall war. Und es gibt ganz viele Studierende, die zu uns kommen und sagen, sie würden gerne die Awareness erhöhen, sie würden gerne anbieten, darüber zu sprechen, um für die Themen zu sensibilisieren und Aufmerksamkeit zu schaffen. Mentale Gesundheit ist ein Themenbereich, mit dem wir uns aktuell viel beschäftigen. 2022 hatten wir eine große Umfrage, bei der fünf von acht Studierenden angegeben haben, dass sie sich häufig gestresst fühlen. Wir hatten 32 Prozent, die Symptome von Angststörungen oder von depressiven Syndromen gezeigt haben. Die Zahlen muss man sich erstmal durch den Kopf gehen lassen. Ebenfalls etwa ein Drittel sagt, dass sie sich häufig erschöpft fühlen. Das ist ja auch ein wichtiges Thema für eine exzellente Uni: Wenn ich exzellente Leistungen bringen will, muss ich ausgeschlafen sein und muss mich konzentrieren können. Wenn die Grundbedürfnisse aber nicht erfüllt sind, da sind wir uns glaube ich alle einig, dann leidet auch die Leistung darunter. Wenn ich exzellente Lehre schaffen will und ein exzellentes Umfeld, dann gehört aus meiner Sicht die Gesundheitsförderung mit dazu und ein gesundes Setting.
Alexandra: Awareness bei Studierenden ist ja eine Sache, aber wie ist es zum Beispiel unter Doktoranden, PostDocs oder Professoren? Gehen die auch so offen mit dem Thema um oder ist da noch ein Unterschied?
Barbara: Ich kann hauptsächlich für die Studierenden sprechen, weil das meine Hauptzielgruppe der letzten Jahre war. Bei den PostDocs, da braucht man sich bloß umhören, die haben glaube ich alle ein ähnliches Problem wie ich mit dem Nein sagen, das muss man wie gesagt lernen. Deswegen ist da häufig die Belastungsgrenze sehr, sehr hoch und die Zahlen sind sicher ähnlich hoch wie bei den Studierenden, wenn nicht höher. Die Themen mit denen wir uns bei TUM4Health beschäftigen, sind teilweise auch im Leitbild der TUM und in so manchen, teils auch in den letzten Jahren neu geschaffenen, zentralen Einrichtungen verankert: Hier wären z.B. Themen wie Diversity, Fort- und Weiterbildungen sowie die Nachhaltigkeitsstrategien zu nennen. Diese Themen sind nicht nur in Lehre und Forschung, sondern auch speziell im Gesundheitsbereich wichtig. Gesundheitsfördernde Rahmenbedingungen müssen auf professoraler Ebene oder bei Studierenden sicher unterschiedlich ausgestaltet werden, aber die Themen sind sehr ähnlich.
Steffen: Was war eure erste Reaktionen, als ihr die Daten gesehen habt? Hattet ihr das erwartet oder war das ein überraschendes Ergebnis?
Barbara: Die Zahlen erschrecken mich tatsächlich jedes Mal wieder, wenn ich sie anschaue. Aber man hat ja Vorstudien und Pilotstudien und unsere Fakultät ist mehr oder weniger die Keimzelle, da macht man oft schon die Umfrage im Kleinen, bevor man sie an die ganze TUM schickt. Die Zahlen waren daher nicht überraschend. Und auch im deutschlandweiten Vergleich mit anderen Universitäten ist es ähnlich. Mal sind die Werte bei uns höher, mal woanders. Aber es ist erschreckend, was es zu bedeuten hat und was die Auswirkungen für jeden Einzelnen sind.
Alexandra: Wir können jetzt vielleicht zum Themenbereich der Jungen Akademie übergehen. Das ist ja der Grund, warum wir uns heute treffen.
Barbara: (lacht) Ein sehr schöner Grund. Auch da bin ich nie wieder weggekommen.
Steffen: (lacht) Wir sind aber sehr froh, dass du nicht Nein sagst, zumindest in diesem Fall.
Alexandra: An welche Momente aus deiner Zeit an der TUMJA erinnerst du dich besonders gerne zurück? Gibt es ein paar Key Moments?
Barbara: Oh ja, jedes Jahr der Campuslauf! Das war damals mein Projekt. Am Anfang haben wir noch mit der Hand gestoppt und im zweiten Jahr waren wir bei knapp 150 Läufer*innen. Dieses Jahr [2023, Anm. d. Red.] hatten wir über 2.000! Die Entwicklung ist super schön, aber jedes Jahr hat auch seine ganz neuen Herausforderungen. Die Nacht davor und der Tag selbst waren jedes Jahr sehr spannend. Im ersten Jahr haben wir einen Trailer gedreht zur Motivation von den Studierenden, Alumnis, Mitarbeitenden, um zu zeigen, dass jeder eine Motivation hat mitzulaufen. Da haben wir einen lustigen Film gedreht mit dem Lauf zur U-Bahn. Ich glaube, wir haben diesen Moment 10.000-mal gedreht, wo jemand gerade gegen die Tür springt oder gerade nicht mehr gegen die Tür springt bis man die U-Bahn erreicht. Das waren super lustige Dreharbeiten.
An das Auftaktwochenende erinnere ich mich auch noch sehr gut. Da waren wir in Berchtesgaden und keiner wusste so recht, was auf einen zukommt. Ich glaube, die Phase kennt ihr auch noch, jeder kommt mit ganz unterschiedlichen Erwartungen und Vorstellungen und Eigenschaften und es war spannend zusammenzuwachsen.
Steffen: Welche Vorstellungen von der TUMJA hattest du davor? Und wie haben sie sich verändert in deiner aktiven Zeit?
Barbara: Ich bin da sehr unbedarft reingegangen und wusste nicht so recht, was mich erwartet. Das Konzept begleitet mich aber bis jetzt in der Lehre: Die Studierenden in meinen Veranstaltungen können sich selbst einen Themenbereich aus der Gesundheitsförderung suchen, ein eigenes Projekt, und versuchen dieses umzusetzen. Sie haben einen engeren Zeitplan von nur einem Semester, aber es entstehen super schöne Projekte. Am Anfang war es für mich als Lehrperson nicht so einfach, das frei laufen zu lassen, so wie das in der Jungen Akademie wirklich gemacht wird. Doch wenn man es schafft, sich als Supervisor zurückzunehmen und den Studierenden Zeit gibt, ihre Einfälle zu entwickeln, dann entstehen so schöne Ideen, an die man selber nicht denken würde. Insofern begleitet mich dieses Konzept schon lange.
Steffen: Das ist also von der Jungen Akademie inspiriert?
Barbara: Ja, mit Sicherheit. Das ist, glaube ich, ja auch sehr erfolgreich, wenn man sieht, wie viele Themenbereiche die Junge Akademie mittlerweile hat, die ja wirklich sehr, sehr unterschiedlich und vielschichtig sind. Das ist beiTUM4Health, beim studentischen Gesundheitsmanagement, auch: Es gibt tausende Richtungen und wenn immer die gleichen Leute die Programme machen, kommt immer das Gleiche raus. Wir machen das mittlerweile auch interdisziplinär, wir haben z.B. Studierende der Informatik, die ebenfalls unsere Lehrveranstaltungen besuchen – so schaffen wir interdisziplinäre Gruppen. Das ist ein super spannendes Konzept.
Steffen: Über den Campuslauf haben wir ja schon gesprochen: Es ist wahrscheinlich das größte und TUMweit bekannteste Projekt der TUMJA. Wie ist es nach jetzt zehn Jahren zurückzublicken, was aus eurer Idee geworden ist? War das absehbar?
Barbara: Das war gar nicht absehbar. Unser Grundgedanke damals war, Alumni, Studierende, Mitarbeitende, zu verbinden, um sich mehr mit der TUM zu identifizieren. Wie hatten ganz viele Ideen, die wir alle wieder verworfen haben, und parallele kleine Gruppen. Der Campuslauf war eins dieser Teilprojekte. Und ob das klappt, war sehr, sehr fraglich. Am Anfang gab es sehr viele Hürden. Der Campus ist immer in Bewegung, es gibt Baustellen, wo läuft man, es gibt begleitende Genehmigungsprozesse… Das konnten wir als Studierende damals schwer durchblicken. Inzwischen ist ein Netzwerk entstanden, da sind ganz viele Personen damit beschäftigt. Man braucht auch die richtigen Ansprechpersonen, die man begeistern muss für die Idee, damit sie ihre Zeit investieren. Dass der Lauf mittlerweile diese Größe erreicht hat, darauf können wir sehr, sehr stolz sein. Und mittlerweile ist er ja glaube ich so fest verankert, dass ich hoffe, dass er nachhaltig weitergeführt wird.
Alexandra: Wie ist das, wenn ihr in die Zukunft blickt? Was plant ihr langfristig? Wahrscheinlich denkt man sich jedes Jahr: Ah das müsste noch ein bisschen besser gemacht werden. Aber gibt es irgendetwas Konkretes?
Barbara: (lacht) Da habe ich den Peter als Partner, da sind die Visionen immer sehr groß. Peter ist super im Motivieren und im Groß denken. Ich glaube, ohne ihn wäre es auch nie so gekommen. Jedes Jahr kostet die Umsetzung viel Herzblut und ich glaube, wir sind im letzten Jahr mit der Steigerung auf 2.000 Läufer*innen wirklich einen großen Schritt vorwärtsgekommen. Ich glaube, die Pläne für nächstes Jahr sind groß.
Der Campuslauf ist jedenfalls ein super schönes Projekt, das noch deutlich wachsen kann. Und gleichzeitig ist mir aber auch wichtig, dass das Familiäre, also der ursprüngliche Gedanke, bleibt. Es ist eine super schöne Veranstaltung, an der ich aus ganz unterschiedlichen Beweggründen teilnehmen kann: Ich kann hingehen um Spaß zu haben, um mich auszutauschen, um andere Leute wieder zu treffen, die ich vielleicht sonst in meinem Arbeitsalltag oder im Studienalltag nicht sehe. Ich kann den Lauf aber natürlich auch leistungsorientiert absolvieren. Viele Gruppen sagen jetzt: Ah, in der Teamwertung waren wir bloß so und so viel Minuten langsamer und bis zum Preis hat nicht viel gefehlt. Wir gehen jetzt häufiger laufen. Und das Begleitprogramm wächst ja auch. Wir haben von TUM4Health zum Beispiel das zehnwöchige Bewegungsprogramm angeschlossen, mit sehr gutem Feedback. Die Möglichkeiten sind noch sehr, sehr groß.
Steffen: Welche Empfehlung würdest du der TUMJA in Zukunft mitgeben? Für das Programm an sich, aber auch zukünftigen Projekten?
Barbara: Empfehlungen, das traue ich mich jetzt gar nicht. Aber um Studierende, die dieses Programm noch nicht kennen, dazu zu motivieren mitzumachen: Es ist echt bereichernd. Klar, man hat auch wahnsinnig viel zu tun und denkt, kann ich das zusätzlich auch noch schaffen? Aber das Programm hat mich immer wieder begleitet. Ich treffe immer mal wieder Leute, die ich damals kennengelernt habe, an anderer Stelle. Das ist super lustig, sich Jahre später in einem ganz anderen Kontext wieder zu begegnen. Die interdisziplinäre Arbeit wird in Zukunft denke ich immer wichtiger. Das einmal in so einem freien Umfeld mitzumachen, war wirklich spannend. Meine Empfehlung wäre also, diese freie Entfaltung in den Projekten genau so weiterzuführen, ohne groß einzuschränken. Eigentlich ist genau das das Schöne, dass man in alle Richtungen denken darf. Deswegen: Ich kann nur alle motivieren, mitzumachen.
Steffen: Ein schönes Schlusswort, danke!
Alexandra: Besser kann man nicht aufhören. Vielen lieben Dank für das Interview.
Barbara: Gerne, es hat viel Spaß gemacht. Danke für die Einladung.